Bauchmarketing

   
 

Produktion in einer Region ohne Bezüge zu den regionalen Besonderheiten ist möglich, aber nicht empfehlenswert. Im nationalen und internationalen und Wettbewerb fallen nur die auf, die eine Besonderheit aufzuweisen haben. Identifizieren wir uns mit der Region und ihrer Geschichte? Nicht, dass man die ganze Geschichte studieren muss, aber Teile, die das individuelle Fachgebiet betreffen, können sehr hilfreich sein.

Einige Unternehmer im Osten glauben, sie müssten nur den Westen kopieren und dann laufe das Geschäft. Aber im Westen ist die Entfremdung zum Kunden schon sehr weit entwickelt. Wer sich an alten, unzureichenden Methoden orientiert, ist dem Untergang geweiht, der den Ideenlosen vorbestimmt ist. Kopieren ist in China und anderen Ländern an der Tagesordnung. Ideen sind in Zukunft das Wertvollste.

Wir haben in Deutschland seit mehr als 15 Jahren eine Binnenmarktschwäche, verbunden mit großer Massenarbeitslosigkeit. Es wird zuwenig Geld ausgegeben und wenn, dann bleibt zu wenig im eigenen Land. Die Fokussierung auf den Preis, die Mentalität "Geiz ist geil" verstellt die Sicht auf Qualität und Nachhaltigkeit. Es ist zu kurz gedacht und gehandelt, wenn man aus Sparsamkeit den Supermarkt aufsucht und den Einzelhändler zur Aufgabe zwingt, um später die Brötchen nur noch aufgebacken zu genießen.

Mehr als 4 Billionen Euro beträgt die Sparguthaben der deutschen Bevölkerung. Fünfhundert Millionen in flüssigen Mitteln, der Rest in Anlagen, zumeist in Lebensversicherungen. Die Verschuldung des deutschen Staates beträgt gegenwärtig etwas mehr als 1.5 Billionen Euro. Wer hofft, daß die Banken dem Staat zukünftig keine Kredite für Neuverschuldung ausreichen würden, wird enttäuscht werden. Wir haben das Ende der Fahnenstange noch lange nicht erreicht.

Aus Sicht des Tourismus ist ein hoher Anteil Auslandsurlaube mit Schönwettergarantie zu verzeichnen. Schaut man nach Frankreich, kehrt sich das Bild um. Die kulturelle Identifizierung der Franzosen mit ihrem Land und seiner kulturellen Ausprägung ist so groß, das die Franzosen glauben, nirgends in der Welt könnten sie ihre Bedürfnisse besser befriedigen als in ihrem eigenen Land. Wir denken an Wein, Käse, Essen, Trinken, an Mode, Lebensart - Franzosen identifizieren sich mit ihrer Kultur und schöpfen daraus Identität und Selbstbewusstsein. Dieses Bild ist nicht zu idealisieren, denn zum Beispiel im Automobilmarkt verlieren die französischen Produkte Marktanteile. Der Regionalschutz wird durch die EG aufgeweicht. Der Weltmarkt bietet Qualität und Leistung zu guten Preisen, dem auch sich die Franzosen nicht verschließt.

Einerseits Globalisierung, andererseits Regionalisierung prägen unsere Zeit. Um damit umzugehen ist dialektisches Denken angesagt, etwas was früher hier in der Schule oder im Studium verlangt wurde. 16 Millionen "DDR Bürger" haben in 40 Jahren Sozialismusversuch eine eigene Kultur entwickelt, die alle Bereiche des Lebens erfasst hatte. Das ist das andere, was uns als Betroffene und Konsumenten und die Menschen in der Welt interessieren sollte. Die Besonderheiten unserer kulturellen Ausprägung, bedingt durch diese Sozialisation und die damit verbundene Einzigartigkeit, ist es, was uns unterscheidet und kann ein Erfolgsrezept der Zukunft sein.

Das Besondere an Thüringen sind die Thüringer und ist der kulturelle Reichtum. Die Kleinstaaterei in Thüringen hat einen in der Welt einmaligen Kulturreichtum hervorgebracht. Dieser Schatz beeinflusst nicht nur den Tourismus, sondern wird sichtbar in der Entwicklung eines Mittelstandes als Kern der Produktion mit Erfindungsreichtum und einer Pfiffigkeit, die sich teilweise auf dem globalen Markt gut behaupten kann. Neunzig Prozent der Beschäftigten in Thüringen arbeiten in Betrieben unter 500 Beschäftigten. Das ist der höchste Anteil an Mittelstand in ganz Deutschland.

Ich denke da an die Solarindustrie, die in Ostdeutschland zum Weltmarktführer aufgestiegen ist, oder an Zeiss Jena mit der neuen Laserprojektion, die im Planetarium Jena Anwendung findet. An diesen Beispielen ist zu verdeutlichen was ich meine. Aus einem traditionellen, auch zu DDR-Zeiten immer innovativen Betrieb kommt eine in Thüringen entwickelte Technologie, an der sich schon Großkonzerne versuchten und nicht schnell genug damit das schnelle Geld machen konnten - und das Projekt Laserfernsehen sterben ließen. In dieser Nische wurde es weiterentwickelt und findet heute unter anderem in Peking eine Anwendung. Ein Bespiel, wie sich auf speziellen Erfahrungen zukünftig Produktion und Dienstleistung erfolgreich entwickeln lässt.

Auch unser mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnete Unternehmerkollege Hörisch hat an der Produktionserfahrung der Region angeknüpft, die geeigneten Fachkräfte gefunden und zusammengebracht und durch Marktkenntnisse und Kontakte in einer Nische eine erfolgreiche Produktion aus dem Boden gestampft. Die Auszeichnung hat er nicht nur deshalb erhalten sondern auch für sein Engagement in der Wirtschaftsfördervereinigung, die sich im Besonderen mit der Unterstützung der Nahrungsmittelindustrie auf der Grünen Woche und der Ausrichtung des internationale Designpreises in der Strickindustrie einen Namen gemacht hat.

An dieser Stelle möchte ich nicht ganz uneigennützig an die Initiatoren der Apolda Avantgarde erinnern, die sich diesen Preis als Maketingunterstützung für die Region um Apolda mit damals der höchsten Arbeitslosenrate in Thüringen und der seit der Wende schwächelnden Strickindustrie ausgedacht haben. Selbst wenn es keine Strickindustrie in Apolda mehr geben würde, hat dieses Marketinginstrument inzwischen einen internationalen Stellenwert als "Produkt" erreicht, das als Regionalwerbeinstrument nicht mehr wegzudenken ist. Andere Regionen wie zum Beispiel Tirol müssen Millionen investieren, um in den Medien wahrgenommen zu werden, vor allem in Anzeigen, die nicht solche Tiefenwirkung haben wie z.B. Nachrichten und Fernsehberichte, die wir immer wieder mit unseren Aktivitäten hervorbringen. Damit ist nicht gesagt. dass dieser Preis nicht weiterentwickelt werden muss, doch ich möchte sagen, dass er in sich eine eigene Produktivkraft birgt, die unsere Region im Sinne von Innovations- und Produktionsansielung weiter bringen kann. Dazu bedarf es aber weiterer Ideen und ein Zusammenwirken aller Kräfte.

Die gegenwärtige Politik nicht nur im Osten zeichnet sich durch Mangelverwaltung aus, hervorgerufen durch eine Finanzpolitik, die seit mehr als 30 Jahren mehr ausgibt als sie einnimmt. Der scheinbare Finanzmangel führt zu einer aberwitzigen Diskussion über Pflicht- und freiwillige Leistungen, wobei die Pflichtleistungen ungenügend hinterfragt werden, da unser Föderalismus die Zuständigkeiten so abartig gestaltet, dass ernstzunehmenden Kommunalpolitiker nur noch die Diskussion um die Portokasse bleibt oder auf die "freiwilligen" Leistungen zu schielen, um sich in der Diskussion um deren Verteilung eine bessere Position beim "Kunden" Wähler zu erkämpfen.

Es besteht die Gefahr eines vordergründigen Populismus, der die Langfristigkeit von Investitionen außer Acht lässt und einer Politik "von der Hand in den Mund" Tür und Tor öffnet. Marketing braucht aber Kontinuität. Vergangene Investitionen in Marketing können wertlos werden, wenn eine "Kampagne" mitten im Prozess abwürgt oder mit ungenügenden Mittel ausstattet wird. Lieblose Pflege eines Marketingproduktes beruhigt zwar die Nerven – "Seht, wir tun doch was" - aber wer sich den Sachzwängen beugt und nicht die richtigen Budgets zur Verfügung stellt, vernichtet das Produkt oder zumindest dessen Mittel zur Öffentlichkeitsarbeit.

Um es im Klartext zu sagen: Der Kunstverein Apolda Avantgarde versteht sich zuförderst als regionales Marketinginstrument. Er glaubt, mit wenigen Mitteln einen unschätzbaren Wert erwirtschaftet zu haben. In beispielhafter Weise wurden strategische Allianzen und Netzwerke aufgebaut, ein Mehrfaches der öffentlichen Mittel an Sponsermittel eingewoben und damit eine Geldmaschine und ein Leuchtturm installiert. Der Verein ist nicht das verrückte Hobby einiger Kunstliebhaber sondern versteht sich als regionale Bildungseinrichtung, die jung und alt den Zugang zur Weltkultur in einzigartiger und bequemer Weise ermöglicht. Der ständige Kampf um die Beibehaltung der "bescheidenen" öffentlichen Finanzausstattung bindet Kräfte an der falschen Stelle und kann auch zu Frustration bei den Handelnden führen, die das ganze Projekt gefährden könnte. In unser Thema übersetzt heißt das, wenn die Motivation der handelnden Unternehmer aufgrund der Marktsituation nicht mehr vorhanden ist, für ihr Produkt zu kämpfen, ihre Aktivitäten sinnlos werden, müssen sie sich umorientieren und gegebenenfalls neue Geschäftsfelder erschließen.

Innigste kulturelle Verbindung mit der Region, gekoppelt mit innovativer Weiterentwicklung, Nutzung der regionalen Möglichkeiten ist eine Anregung.

Als wir in diese Region kamen, haben sich einige gewundert, dass wir mehr über die Geschichte der Region wussten als die Einheimischen. Das war keine Marotte sondern eine Notwendigkeit. Speziell in unserem Geschäftsfeld, in dem wir es mit dem Endverbraucher zu tun haben, müssen wir den Menschen Geschichten erzählen können. Wir müssen den Kunden das Gefühl vermitteln, die richtige Wahl getroffen zu haben und das sie mehr bekommen, als sie erwartet haben. Im üblichen Sinne ist das ein Begrüßungstrunk. Wenn wir aber dem Gast die kulturelle Vielfalt der Region erschließen, ihm den Zugang erleichtern, ihn anregen, auch andere Dienstleistungen in Anspruch zu nehmen, wie z.B. den Toskana Erlebnis Truck, beglücken wir ihn und sorgen für mehr Umsatz in der gesamten Region, schaffen und sichern damit Arbeitsplätze und verbessern die Wirtschaftslage.

Die Toskana des Ostens war ein Marketing-Gag, am Anfang belächelt, verspottet, sogar bekämpft. Die Unaufdringlichkeit, mit der wir diesen zündenden Slogan verwendet haben, die Akzeptanz in den Medien und nicht zuletzt die Wirkung auf die Kunden haben daraus ein wirksames Instrument gemacht. Was macht den Erfolg aus?

Anfängliche Ablehnung, wenn unberechtigt ignorieren, die Wirksamkeit kritisch reflektieren, untersuchen, ob eine Schädlichkeit besteht. Sich fragen, warum das Instrument funktioniert. Warum funktioniert die Toskana des Ostens?

Weil die Toskana gute Gefühle hervorruft! Man denkt an Wein, Urlaub, Sonne, gutes Essen, an Entspannung, an Kultur usw.

Erfüllen wir die Erwartungen und die Gefühle?

Wie man erleben kann, bemühen wir uns, und der Erfolg gibt uns recht. Wir haben Wein, sogar guten Rotwein, wir haben gutes Essen (nicht nur bei Reinhardt’s im Schloss), wir haben Kultur (nicht nur im Kunsthaus Apolda, der Goethegartenhaus Kopie, dem Kutschenmuseum), wir haben Entspannung in der Toskana Therme, wir haben Gäste, die ihren Urlaub hier verbringen selbst wenn nicht die Sonne scheint. Und der Klimawandel beschert uns, wenn man der Titelseite in der Thüringer Allgemeinen Zeitung Glauben schenken darf, in Zukunft, dass Bad Sulza der wärmste Ort in Ostdeutschland wird. "Das Ihringen des Ostens".

Kulturelle Spurensuche findet auch im Kleinen statt. Ein Beispiel: der Bäcker, der die Luftbrötchen aus dem Westen backt und nicht die Bedürfnisse nach den schmackhaften DDR- Brötchen bedient, läuft Gefahr, unterzugehen. Der Kunde weiß vielleicht nicht mehr, dass er das Bedürfnis nach seinen alten Brötchen hat, der Bäcker denkt, weil keiner was sagt, dass die Leute Luftbrötchen wollen. Oft wird nicht der Versuch unternommen, etwas Neues oder wie im beschrieben Fall etwas Altes auszuprobieren. Meine Frau hat es dem Bäcker Hamdorf vorgeschlagen, der hat DDR-Brötchen gebacken und es ist ein Erfolg- auch bei seinen anderen Kunden. Aber wenn ich "DDR Brötchen backe, dann sollte ich es auch der Gesamtbevölkerung zu Kenntnis bringen, das heißt, es der Presse stecken, es öffentlich machen. Das beste Produkt ist nur so wertvoll, wie es Bedürfnisse nach seinem Erwerb weckt, und um es zu erwerben, muss man es kennen.

Das Bessere ist der Feind des Guten! Damit will ich sagen: Ruhe dich nicht auf Lorbeeren aus. Wenn wir in den letzten Jahren vorangekommen sind, dann im Zusammenspiel der wirtschaftlichen und der kulturellen Kräfte. Die Zusammenlegung von Kultur und Wirtschaft in der Kreisverwaltung war genial. Bei vielen Investitionsentscheidungen spielen weiche Standortfaktoren eine immer wichtigere Rolle. Subventionen und billiges Bauland gibt es an jeder Ecke, auf das Extra, auf das Besondere kommt es an. Die Erfolge der Vergangenheit dürfen nicht auf dem Altar der Sparsamkeit geopfert werden.

Immer wieder hört man in Unternehmen, dass Mitbewerber, die sich in den Anfangsjahren irgendwo in der Provinz niedergelassen haben, ihre Kollegen über Ihren Standort in unserer Region beneiden, für das Umfeld Weimar, Jena, Erfurt, ja auch Naumburg, Leipzig. Das kulturelle Angebot in unserer Region kann sich mit Großstädten messen. Von Auerstedt aus bin ich in 2.5 Stunden in Berlin, in 3 Stunden in Frankfurt, München oder Prag, in 4 Stunden in Hamburg. Wer intellektuelles Publikum und Mitarbeiter will und benötigt, hat auf ein solches Angebot zu achten.

Wir haben einen Standortvorteil. Unter einer Stunde kann ich in der Innenstadt von Leipzig sein, der Flughafen und die umgebende Region dort wird die Logistikdrehscheibe Deutschlands mit europäischer Dimension. Mehr als 10000 Arbeitsplätze sollen in Zukunft neu entstehen. Porsche und BMW sind schon da. In Wolfen werden gegenwärtig solartechnische Produktionsanlagen für ca. 5000 Beschäftigte aus dem Boden gestampft. All das konnte man schon in den Anfängen von 1990 wissen, es lagen damals schon Studien vor, die Halle/Leipzig als bedeutendes Logistikdrehkreuz prognostizierte. Das hat insofern mit Marketing zu tun, als man möglichst viele Informationen sammeln muss, um den zukünftigen Markt vorauszuahnen und Investitionsentscheidungen danach auszurichten.

Die entsprechende Marktbeobachtung sollte dabei helfen, nicht zu früh mit kostspieligen Investitionen anzutreten, denn dann könnte einem der Atem ausgehen. Wenn der Weg richtig ist, braucht es aber Kontinuität und langen Atem, um zum Erfolg zu kommen. Wer mich schon lange kennt, der weiss, dass ich von unserer Region in der Vergangenheit auch vom Rheingau des Ostens gesprochen habe und davon, dass aus der Region Halle/Leipzig die Menschen ihre Wochenendausflüge machen werden, wenn sie alle Investitionen in ihre Wohnung mit Küche und Wohnzimmer erledigt haben und wie die Frankfurter in der Weinregion ihre Zerstreuung suchen.

Wer den Entwicklungsprozess unserer Unternehmensgruppe verfolgt hat wird erkennen, dass wir von Anfang an unsere Aktivitäten als Regionalerlebnisse organisiert haben. Wir haben unseren Standort in einer unerweckten historischen Weinregion, in einer aus der deutschen Geschichte bedeutenden Industrieregion mit Automobilbau, Optik, Strickwaren, Chemie, Feinmechanik, Spielzeug, usw. definiert. Vieles wurde zu DDR- Zeiten weitergeführt, manches vernachlässigt, anderes ist technologisch zurückgeblieben - aber selbst untergegangene Industriezweige wie das Glockengießergewerbe bieten Stoff für Marketingaktionen wie dem Weltglockengeläut, welches uns mit der Welt vernetzt und uns PR bringt. Wer dieses nur als öffentlich subventioniertes Hobby einiger Spinner abtut, hat nicht begriffen, wie man sich in der Öffentlichkeit um Aufmerksamkeit bemüht.

Die Glockengeschichte hat uns mit Köln, mit New York, mit Argentinien, Australien, mit der ganzen Welt vernetzt, denn in mehr als 20 Ländern der Welt läuten noch heute Glocken aus Apolda. Wer sich mit der Geschichte der Glocken beschäftigt und sich fragt, wieso es so große Glocken und so hohe Glockentürme gab, kommt zu der Erkenntnis, dass der Klangraum der Glocken der Umkreis ihrer Klangwellen war, also der Kommunikationsbereich der Kirche bzw. der Gemeinde erfaßte. Es wurde nicht nur zum Gottesdienst gerufen, sondern es wurde mit den Stundenschlägen auch eine Dienstleistung angeboten, denn nicht jeder hatte eine Taschenuhr, es wurde Gefahr vermeldet, die Feuerwehr gerufen und vieles andere mehr. Glocken waren und sind ein mächtiges Kommunikationsinstrument. Kein Wunder das es über die Verfügungsgewalt der Glocken heftigen Streit gab: Wer darf zu welchen Anlass die Glocken läuten, der Pfarrer oder der Bürgermeister? Verfügungsgewalt über Kommunikationsmittel! Und heute?

Wie komme ich mit welchen Geschichten in die Medien? Zuerst einmal in die regionalen, aber besser in die überregionalen, oder wie komme ich in den Mantel der Thüringer Allgemeinen, der immerhin 350.000 Leser erreicht und nicht nur in die Regionalausgabe. Marketing setzt auf die Kommunikation, die auf Interesse stößt. Eine Region die häufiger in den Medien erwähnt wird, ermöglicht es jedem Handelnden, auf diesem Grad der Bekanntheit aufzusetzen und seine spezifische Information nachzuschieben. Diesen kreativen Prozess muss jeder selbst leisten.

Was wir in unserer Unternehmensgruppe veranstalten ist Mythen-Management, ist Regio-Werbung. Ziel ist es, möglichst häufig und möglichst originell in überregionalen Medien zu erscheinen. Am effektivsten ist, es wenn man für diese Werbung nichts bezahlen muss. Wenn Journalisten freiwillig, mit Vergnügen und ausführlich über unsere Aktivitäten berichten. Auch wenn wir wenig Geld für Anzeigen ausgeben, so betreiben wir das beschriebene hauptamtlich und professionell. Diese Art von Marketing erfordert eine intensive und kontinuierliche Netzwerkpflege. Sehr viele Aktivitäten setzen sich nicht sofort in Erfolge um, man benötigt Geduld und Vertrauen in die eigene Kreativität - und einen langen Atem. Wer ein Geschichtenerzähler ist, muss die Stories, die er oder sie erzählt, immer wieder neu erzählen, muß aber auch nicht immer neue Themen anpacken. Es ist kaum vorstellbar wie lange eine alte Geschichte für viele vollkommen neu ist, steter Tropfen höhlt den Stein, aber der Wurm muss dem Fisch schmecken und nicht dem Angler.

Um ständig neue Geschichten erzählen zu können, muss es ständig neues Material geben. was an die vergangenen Geschichten anknüpft. Aus dem Auerworldpalast 1998 entwickelten sich die Vollmondkonzerte und das Auerworld-Festival, daraus entstanden während der EXPO 2000 die Vollmond-Konzerte in der Toskana Therme, die so heißt weil wir in der Toskana des Ostens leben und jeder damit weiß wo das kleine Herz der Toskana des Ostens schlägt - in Bad Sulza. Weil das Jahr 2000 Bach-Jahr war, gab es in der Reihe "Klassik unter Wasser" Bach unter Wasser – ein nettes Wortspiel. Weil wir Weltprojekt der EXPO waren und nach dem Ende der EXPO in Hannover alles abgebaut wurde, haben wir um die Aufhängung der Werbetafeln vor, während und nach der EXPO gekämpft. EXPO Projekt ist auch 8 Jahre danach noch klangvoll. Bürokratische Angriffe auf die Werbetafeln haben uns bei der Medienarbeit unterstützt. Weil wir Weltprojekt waren und 2000 alles vorbei war, haben wir uns 2001 vorgenommen, mit Weltprojekten anzufangen.

Mit unserem Kinderhilfswerk Ourchild unterstützten wir in Rondonia im brasilianischen Regenwald den Bau einer Maloca, ein Stammeshaus der indianischen Urbevölkerung, das als Schule und Versammlungsraum genutzt wird, damit die Kinder nicht in den Elendsvierteln der Großstädte zu Kindersoldaten für die Mafia werden und in ihrer Schule im Regenwald mit der indianischen Kultur verbunden bleiben. Nebenbemerkung: Rondonia ist von der Abholzung des Regenwaldes besonders betroffen. Ourchild schreiben wir mit O nicht wie Auerworld mit A, damit man uns in Brasilien und der Welt nicht für Analphabeten hält. Für dieses Projekt haben wir in dieser Gegend gesammelt und die verrückte Idee entwickelt, das gleiche Haus hier in Auerworld zu bauen, damit die Spender sehen wofür, sie gespendet haben. Dass dieses Projekt zehn Mal teurer als in Brasilien wurde, haben wir erst später gemerkt. Dank der Stiftung Umweltschutz konnten wir das Lehr- und Lernhaus fertig stellen, und mit der heutigen Veranstaltung erfüllen wir auch seinen Zweck.

Weil auch in Weimar nach 1999 die Ideenlosigkeit über die installierten Projekte grassierte, steht heute das Goethe Gartenhaus unterhalb der Therme in Bad Sulza. Irgendwann wird es Goethes Reise nach Italien per Kutsche von Weimar in die Toskana des Ostens nach Bad Sulza geben. Die Kutschen aus Weimar sind schon hier.

Ein neues Modewort ist Nachhaltigkeit, für uns musste es nicht erfunden werden, denn das meiste, was wir machen, ist nachhaltig wie der Auerworldpalast, das im Jahr seiner Erstellung 1998 größte lebende Gebäude der Welt mit 24-tägiger Bauzeit. Heute gibt es 24 solcher Baumwerke, die wie in Rostock als Kirchenkathedrale zum Teil sogar größer sind. So wurde aus dem geplanten Endpunkt des Naturarchitekten Kalberer der Anfang einer europäischen Bewegung für UFOS zum Selberpflanzen.

Der Feiningerturm in Mellingen, auch von Marcel Kalberer, sollte als "Boje" an der Autobahnausfahrt Mellingen für Besuche im Weimarer Land werben. Hier abfahren und auf der B 87 immer geradeaus, da geht die Post ab, da müssen Sie hin. Die Feiningerausstellung war bis dato die erfolgreichste im Weimarer Land. 2009 wird es mit "90 Jahre Bauhaus" vielleicht als regionale Landesausstellung auch wieder eine Feiningerausstellung im Weimarer Land geben. Inzwischen gibt es den Feininger Radwanderweg und überhaupt tolle Radwanderwege bei uns. Als kleinen Gag hatten wir im Bereich der Therme auch einen Feiningerturm aus Bambus aufgestellt. Nachdem der uns zweimal im Sturm weggeflogen ist, haben wir an gleicher Stelle das Goethe – Schillerdenkmal in Beton aufgestellt. Natürlich in Originalgröße der Protagonisten - Goethe 165 Zentimeter und Schiller 195 Zentimeter groß. Alles zum Anfassen.

Was am Anfang 1990 als unzureichende Bruchstücke erschien, setzt sich inzwischen als Puzzle zu einem erkennbaren Mosaik zusammen, welches den Besucher verleiten soll, längere Zeit im Weimarer Land zu verweilen. Ich nenne das Verdichtung des Erlebnisraumes. Apropos verweilen: in Bad Sulza erreichen wir inzwischen 50% der Übernachtungen von Weimar. Außerdem soll Bad Sulza das Baden Baden des einundzwanzigsten Jahrhunderts werden - aber das ist eine andere Geschichte. Und wir haben ja noch einige Jahrzehnte Zeit. Vielleicht liegt Dank des Klimawandels Weimar dann wirklich am Meer.

Das Geld liegt auf der Strasse, man entdecke die Schätze unserer Heimat und mache sie nutzbar für unseren Erfolg. Die Welt ist Veränderung das bedeutet wir müssen uns ständig weiterentwickeln, nichts ist unmöglich.

   
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